Klaus Schulze & Pete Namlook – The Dark Side Of The Moog – Vol. 9-11
Wir schreiben das Jahr 1994.
Klaus Schulze konnte zu diesem Zeitpunkt bereits auf eine lange, erfolgreiche Karriere zurückblicken. Zu diesem Zeitpunkt hatte seine „digitale Phase“, die Faszination für die damals noch neue Sample-Technologie mit Alben wie „Beyond Recall“, seinen Konzerten in der Royal Festival Hall, im Kölner Dom oder gar mit seiner Oper „Totentag“ ihren Zenit erreicht.
Peter Kuhlman a.k.a Pete Namlook hingegen stand gerade am Anfang seiner Laufbahn.
Sein 1992 gegründetes Label Fax war ein sich in den kommenden Jahren zu einem eigenen Kosmos erweiternder Spiel- und Tummelplatz für die eigenen Visionen, aber auch für aufregende Begegnungen und Zusammenarbeiten, unter anderem mit Robert Görl (DAF), Geir Jenssen (Biosphere), Bill Laswell, Richie Hawtin, Lorenzo Montanà, Gabriel Le Mar, Dr. Atmo oder David Moufang.
In einem im Jahr 2002 geführten Interview erinnert sich Pete Namlook:
“Die Initialzündung zu dem ganzen war in der Tat ‚Air II“. Der Space-Music Teil des Stückes ‘Travelling Without Moving’ hat Klaus so begeistert, dass er sofort mit mir arbeiten wollte. Es war die Musik die ihm wichtig war. Obwohl er bereits prinzipiell eine Zusammenarbeit abgelehnt hatte, konnte ich ihn mit meiner Musik überzeugen. Das war der Schlüssel zu der Zusammenarbeit. Dieses Stück war eher auf die Schulze/ Tangerine Dream-Art der analogen Synthi-Bass-Sequenzen ausgelegt und somit stand fest, dass wir auch in erster Linie mit den analogen Mitteln arbeiten werden.
Klaus war erst nicht so einfach zu gewinnen. Doch das musikalische Ergebnis hat ihn überzeugt. Ich wollte nicht ein Remake der 70iger Space-Musik, sondern es mit den Beats und Klängen der heutigen elektronischen Musik verschmelzen. Und ich glaube, das ist mit ‘The Dark Side Of The Moog’ auch gelungen.“
Klaus Schulze: „Die ganze Serie war ein sehr unprätentiöses Projekt. Da ich bei meinen Alben immer die volle künstlerische Kontrolle habe, gab ich sie in diesem Fall bewusst und gern aus der Hand und konnte Kompromisse eingehen. Für mich war es interessant, weil ich sonst kaum mit anderen elektronischen Musikern arbeite. Es war auch eine total andere Chemie als z.B. mit Manuel Göttsching, mit dem ich mich musikalisch blind verstehe. So gesehen war es auch eine Herausforderung. Ich könnte nie mit jemand arbeiten, der genauso ist wie ich. Dann mache ich es lieber gleich selbst. Die wenigen, mit denen ich sonst gearbeitet habe, wie Rainer Bloss z.B., mussten zudem ein starkes Ego besitzen, um sich von mir nicht unterbuttern zu lassen. Namlook sagte mir, dass ihm meine Musik oft zu emotional sei. Namlook ist viel rationaler, darum habe ich ihn auch scherzhaft ‚den Banker‘ genannt – aber gerade dieser gegensätzliche Aspekt hat es interessant gemacht. Ich brauche Leute, die konträr arbeiten. Die Arbeit zu ‚The Dark Side Of The Moog‘ begann zunächst ohne feste Absicht und war auch nicht als Serie geplant. Und damit es eben nicht nur nach Schulze klingt, wollte ich, dass Namlook es mischt.“
Der Einfluss von Pete Namlook auf das gesamte Schaffen von Klaus Schulze Mitte der 90er Jahre darf nicht unterschätzt werden, weil er genau jene Elemente liebte, die in seiner eigenen Musik weniger präsent waren. So ermutigte Namlook Schulze, wieder zu dem analogen Charme seiner früheren Alben zurück zu kehren, unterstützte ihn bei der Midifizierung seiner analogen Instrumente, was letztendlich zu dem epochalen 1996 veröffentlichten Schulze-Album „Are You Sequenzed?“ führte.
Pete Namlooks Verständnis für Klaus Schulzes Musik, aber auch sein eigenes Musikverständnis machte die Arbeit für Klaus Schulze spannend. Für Pete Namlook war Schulzes Neugier und die Arbeit auf Augenhöhe eine der Triebfedern:
Mehr oder weniger ungeplant wuchs „The Dark Side Of The Moog“ zwischen 1994 und 2008 zu einer stattlichen, elfteiligen Serie heran, die allein durch den viel zu frühen, tragischen Tod von Pete Namlook am 8. November 2012 beendet wurde.
Auch in der Retrospektive ist es ungemein spannend, die Annäherung, den Austausch, das Zusammenwachsen – aber auch die befruchtenden Reibungen zu erleben.
Tracklisting:
CD 1
Set The Control For The Heart Of The Mother
- Part I 19:27
- Part II 04:27
- Part III 12:17
- Part IV 01:29
- Part V 11:42
- Part VI 05:07
Total: approx. 54:32
CD 2
Astro Know Me Domina
- Part I 16:52
- Part II 03:23
- Part III 04:05
- Part IV 11:50
- Part V 08:57
- Part VI 05:09
Total: approx. 50:20
CD 3
The Heart Of Our Nearest Star
- Part I 17:42
- Part II 21:57
- Part III 11:10
- Part IV 05:20
Total: approx. 56:10
CD 4 (Bonus)
DTS/5.1 Digital Surround
- The Heart Of Our Nearest Star, Part I 18:20
- The Heart Of Our Nearest Star, Part II 22:06
- The Heart Of Our Nearest Star, Part III 16:30
Total: approx. 56:56
CD 5 (Bonus)
Klaus Schulze & Pete Namlook - Live in Hamburg
- Hamburg I 25:45
- Hamburg II 45:04
Total: approx. 70:49