Klaus Schulze – “Timbres Of Ice”
Mit „Timbres Of Ice“ wird ein weiterer Schatz aus dem Schulze Kosmos gehoben!
Re-Issue des Albums, dass 2002 Bestandteil des limitierten und längst vergriffenen 5CD Boxsets „Contemporary Works II“ war.
Mit TIMBRES OF ICE wird nun endlich auch das letzte Album aus der CONTEMPORARY WORKS-Reihe neu veröffentlicht und eine weitere Lücke geschlossen für all jene, die keine der limitierten Boxen hatten ergattern können. Doch wie kam es überhaupt zu einem zweiten CONTEMPORARY WORKS-Set?
Nun, durch die Arbeit an der CONTEMPORARY WORKS I im Jahr 2000 hatte Klaus so sehr Gefallen daran gefunden, mit jungen, frischen Kollegen zusammenzuarbeiten, dass er die Jungs von Solar Moon bat, ihm doch noch weitere talentierte Künstler vorzuschlagen, die in dieses musikalische Konzept passen könnten.
Tom Dams gab später zu, dass es einerseits natürlich eine Ehre war, von Klaus dieses Vertrauen entgegengebracht zu bekommen, auf der anderen Seite aber auch eine große Verantwortung, denn “man lässt ja nicht jeden musikalischen Kollegen einfach mal auf KS los”. Das müsse ja nicht nur musikalisch harmonisieren, sondern auch menschlich. Tom ist daher auch ein bisschen stolz darauf, in dieser Sache stets ein gutes Händchen bewiesen zu haben – es sei kein einziger Künstler dabei gewesen, den Klaus nicht sehr gemocht hätte. Umgekehrt waren die Gäste natürlich ebenso angetan, den Maestro himself kennenzulernen, und da er sie ausnahmslos dazu ermunterte, “das zu spielen, was ihnen die Musik halt sage”, waren auch die neuen Aufnahmen mit einer großen Kreativität und jeder Menge Spaß verbunden. So intensiv und fruchtbar war der Produktionsprozess, dass Klaus seinem Verleger im Juni 2002 sage und schreibe zwölf randvolle CD-Rs schickte mit der Maßgabe, daraus ein weiteres Boxset zu basteln – die CONTEMPORARY WORKS II.
Moment, werden jetzt einige sagen, wenn es doch zwölf CD-Rs voller Musik gab, warum wurde die CW II dann nur eine 5-CD-Box? Nun, dafür gibt es mehrere Gründe.
Zum ersten handelt es sich ja genau genommen um eine 6-CD-Box, denn die 333 ersten Besteller der CW II bekamen ja noch die Bonus-CD THANK YOU dazu, auf der neben weiteren Stücken auch jene Musik zu finden war, die Klaus für das Millennium-Event in Peking produziert hatte. Außerdem gab es teilweise doppelte Tracks, bzw. mehrere Versionen des gleichen Tracks, die sich nicht so gravierend voneinander unterschieden, als dass man sie nebeneinander veröffentlichen würde. Da nahm man dann die vermeintlich beste Version, bzw. eine, die zeitlich gut passte. Weitere Stücke flossen als Bonus-Tracks in den ein oder anderen ReRelease von Klaus’ Backkatalog ein, oder sie passten einfach stilistisch nicht so gut zu der anderen Musik. Dennoch schlummern hier tatsächlich noch einige bisher unveröffentlichte Stücke im Archiv, die vielleicht irgendwann einmal das Licht der Welt, bzw. das Ohr der Fans erfreuen.
TIMBRES OF ICE beginnt mit der ausdrucksstarken Solo-Akustik-Gitarre von Michael “Mickes” Lücker auf The Lonely Dead Of Midnight, bevor Klaus nach einigen Minuten mit seinen Harmonien einsetzt und dem virtuosen Gitarrenspiel Tiefe verleiht. Nahtlos übernimmt später Tobias Beckers Oboe die Klagemelodie, bis am Ende wieder die Gitarre erklingt – ein wunderbares, ruhiges Stück und eines der wenigen aus der CW II-Box ohne Rhythmus.
Der verfremdete Gesang zu Beginn des zweiten Stückes They Shut Him Out Of Paradise ist die Stimme von Audrey Motaung. Wie so oft bei Klaus kommt es dabei weniger auf die Worte an, als auf den vokalen Klang. Das gilt auch für Thomas Kagermann, der auf weiten Teilen des Stückes seine gekonnten Improvisationen aus Violine, Flöte und Gesang beisteuert. Ein für die Zeit typisches, relaxtes Klaus Schulze-Werk.
Beim letzten Stück Die Prophezeiung Erfüllt Sich kann man beinahe durchgehend eine gesampelte Stimme reden hören, als trage jemand einen Text vor. Man erkennt, dass es Deutsch ist, aber wirklich verstehen kann man den Mann nicht. Auch hier sind die Worte unwichtig, es geht um den klanglichen Effekt, ebenso wie die an Mönche erinnernden sakralen Gesänge zu Beginn des Stückes. Übrigens der einzige Track in der CW II-Box mit einem deutschen Titel.
TIMBRES OF ICE – die Klangfarbe von Eis – täuscht mit seinem Titel über die Wärme hinweg, die man in jeder Note dieser wunderbaren Musik hören und spüren kann. Eine Wärme im Klang und im Zusammenspiel der Musiker, aber auch eine Wärme, die den Hörer wohlig umfängt und durchdringt. Das ist Musik zum Entspannen, zum Genießen und zum Träumen – eben typisch Klaus Schulze.
Olaf Lux, Januar 2019
Tracklist:
- The Lonely Dead of Midnight 10:52
- They Shut Him Out Of Paradise 41:41
- Die Prophezeiung erfüllt sich 23:13
Total: 75:47