Klaus Schulze – Richard Wahnfried’s Time Actor
„Time Actor“ war 1979 das erste Album, das Klaus Schulze unter dem Pseudonym Richard Wahnfried veröffentlichte. Der Name war sowohl eine Referenz an den von ihm verehrten Richard Wagner, als auch an Klaus Schulzes Sohn Richard.
Künstlerisch war Richard Wahnfried seinerzeit ein Neubeginn. Mehrere Fäden liefen in diesem Projekt zusammen: Zum einen hatte Klaus Schulze, nicht zuletzt durch seine Arbeit mit dem All Star-Projekt Go, wieder große Lust, mit Musikern außerhalb des elektronischen Genres zu spielen, zum anderen war dieses Album, ebenso wie die kommenden Richard Wahnfried-Veröffentlichungen, stark geprägt von den Musikern, mit denen Klaus Schulze in den jeweiligen Phasen zusammenspielte.
Im Fall des Wahnfried-Debüts „Time Actor“ waren dies der Santana-Drummer Michael Shrieve, mit dem Klaus Schulze schon bei Go spielte und der auf späteren Schulze-Alben wie „Audentity“ mitwirkte, der Cellist Wolfgang Tiepold, der Keyboarder Vincent Crane, sowie Arthur Brown. Der durch den 60er-Jahre-Hit „Fire“ berühmt gewordene Brown war auch auf dem zeitgleich veröffentlichten Schulze Album „Dune“ (1979) sowie dem ersten Live-Album von Schulze 1980 zu hören.
Auf „Time Actor“ kam ihm nun eine zentrale Rolle zu: Zu sechs der sieben Stücke verfasste, improvisierte und sang, bzw. rezitierte Brown eigene Texte zum Thema Zeit, wesentlich freier, theatralischer und exaltierterer, als man ihn von dem Album „Dune“ kennt, teilweise verfremdet durch den Harmonizer.
Bemerkenswert sind hier die gestrafften Strukturen und die für Schulze-Verhältnisse relativ kurze Spieldauer der einzelnen Tracks, die sich deutlich von den Epen der bisherigen Veröffentlichungen abhob.
Die typischen Klaus Schulze-Insignien sind auch hier unüberhörbar, allerdings war „Time Actor“, wie auch die folgenden Wahnfried-Produktionen, für den Schulze-Puristen nicht immer leicht verdaulich, was rückblickend aber nur ein weiteres Indiz für die künstlerische Konsequenz und Kreativität Schulzes ist.
„Time Actor“ war lange Zeit nicht erhältlich und ist jetzt endlich, nur einige Monate nach dem Tod Klaus Schulzes am 26. April 2022, remastered wieder zu hören – inklusive des Original-Covers, dem Gemälde „Lauter Ballons“ der Künstlers Peter Nagel.
Tracklist:
- Time Actor 09:01
- Time Factory 10:41
- Charming The Wind 04:49
- Grandma's Clockwork 04:09
- Distorted Emission I 05:32
- The Silent Sound Of The Ground 15:01
- Time Echoes 08:25
total: 57:38 Min