Albert Mangelsdorff – The Jazz-Sextett
Hans Gertberg, seit 1952 Jazz-Redakteur und als solcher gründerzeitlich verantwortlich für „60 Jahre Jazz im NDR“, hatte ein Ensemble nach Hamburg eingeladen, das sich auf Tournee in Europa befand und auf mindestens eine Weise ein wenig Aufklärung versprach über die Vorlieben des Posaunisten Mangelsdorff. Der prägte die westdeutsche Szene zu dieser Zeit ja schon beträchtlich.
„The Jazz-Sextet“ nannte sich das illustre Tournee-Ensemble, das im April auch ins Hamburger Studio kam. Es folgte aktuellen Entwicklungen der Zeit, bis hin zum Verzicht auf das prinzipiell ja immer eher harmonisierende Klavier. Die Stimmungen und Stimmen sind ganz ohne Klaviertasten auf die Instrumente verteilt: auf Mangelsdorff und die beiden Cool- und Westcoast-Meister Bob Cooper und Bud Shank. Der Gitarrist Attila Zoller stiftet nicht etwa Harmonien in den Aufnahmen, sondern noch eine weitere Solo-Stimme. Die Fundamente für den Ensemble-Sound legen der in jener Zeit extrem viel beschäftigte Schlagzeuger Karl Sanner und der in den Tagen der Hamburger Session noch nicht 22jährige Bassist Gary Peacock. Für einen Titel bekommen die drei Bläser noch Verstärkung durch einen weiteren „American in Europe“: Der Klarinettist Tony Scott, gesellt sich zum Sextett. Und die mit ihm eingespielte Fassung von Jerome Kerns „Yesterdays“ wird prompt zur 20-Minuten-Weltreise durch verschiedenste Klänge und Rhythmen. Es ist zu ahnen, dass dieser Tony Scott keiner sein wird, der zukünftig vertraute Wege nehmen wird. Bald wählt er Rom als Lebenszentrum.
Und was spielt nun dieses Sextett ohne Scott? Ziemlich viel aus dem Repertoire der Standard-Titel, sehr intelligent und entspannt nutzt die Band Shearings und Gershwins Song- und Sound-Strukturen. Wer Lust hat an Etiketten, mag das „Westcoast“ nennen – in erster Linie aber ist ein selbstbewusstes, extrem gut sortiertes Ensemble zu hören, in dem die Stimmführung speziell zwischen Shank und Cooper natürlich daran erinnert, wie gewöhnt sie sind an das Nebeneinander ihrer Instrumente, ergänzt um (bei Shank) die Flöte und (bei Cooper) die Oboe.
Den enormen Charme dieser Aufnahme vom April 1957 macht aus, dass sechs, zeitweilig sieben Musiker von Rang damit beschäftigt sind, Gedanken auszutauschen, mittendrin in einer der kreativsten Phasen im Jazz der Nachkriegszeit. Da ist auch die hohe Kunst des Zuhörens gefragt.
Tracklisting:
- Love Is Here To Stay 03:21
- These Foolish Things (Remind Me Of You) 04:06
- Lullaby Of Birdland 02:18
- Embraceable You 03:24
- What A Difference A Day Made 04:03
- Yesterdays 20:44
- Scrapple From The Apple 08:19
CD total: 46:15
Tracklisting Vinyl:
Side A
- Love Is Here To Stay 03:21
- These Foolish Things
(Remind Me Of You) 04:06
- Lullaby Of Birdland 02:18
- Embraceable You 03:24
- Scrapple From The Apple 08:19
Side B
- What A Difference A Day Made 04:03
- Yesterdays 20:44
Vinyl total: 46:15