Ronnie Lane Band – Live At Rockpalast 1980
Er mag nur von kleiner Statur gewesen sein, ca. 164 cm, aber er war einer der großen Songschreiber der 60er Jahre: Ronald Frederick “Ronnie” Lane und sein Kumpel Steve Marriott erschufen Evergreens wie “Ichycoo Park”, “Lazy Sunday” und “Tin Soldier”. Als dann dieses Team 1969 auseinanderbrach, wurden The Small Faces zu The Faces, bestehend aus Rod Stewart, Ron Wood und – natürlich – Ronnie aka “Plonk” Lane. Auch hier schrieb er mehrere der besten Stücke dieser Formation, wie z. B. “Ooh Lala”, “Richmond” und “Debris” welches kürzlich von Mick Hucknall gecovert wurde. Die ehemalige Stimme von Simply Red beschrieb Ronnie Lane als einen “sträflich unterschätzten Musiker”
1973 verließ der verkannte Lane The Faces und nahm das Album “Anymore for Anyone” mit seiner eigenen Band Slim Chance auf. Einige Zeit später tourte der Bassist, Gitarrist und Sänger in einem Zirkuszelt und Wohnwagen mit seiner “Passing Show” durchs Land. Finanziell entwickelte sich diese Tour zu einem desaströsen Unterfangen, musikalisch aber entdeckte er neue Horizonte. Mit seiner bunten Truppe überschritt er die Grenzen des Pop und Rock und experimentierte mit Folk und Varieté. Mit der Single “How Come” fand er den Weg in die britischen Top Ten, aber der große Durchbruch blieb aus. Selbst Alben wie “One for the Road” und “Rough Mix” welches er mit Pete Townshend (The Who) aufnahm oder den Soundtrack “Mahoney’s Last Stand” (mit Ron Wood) konnten das nicht ändern.
Ende der 70er Jahre erlitt Ronnie einen schweren Schicksalsschlag: Mit Mitte 30 erhielt er die Diagnose Multiple Sklerose. Trotz dieser heimtückischen Krankheit arbeitete er unermüdlich weiter. Er ging auf Tour, und am 19. März 1980 absolvierte er mit einer exzellenten Band (unter anderem mit dem Rolling Stones-Pianist Ian Stewart) im Studio A des WDR Köln ein wahrlich bemerkenswertes Rockpalast-Konzert
Vom ersten Moment des Openers “Rats Tales (Cat Melody)” an kann man den Enthusiasmus von Ronnie Lanes sieben Bandkollegen fühlen. Titel wie “Flags and Banners” und “You’re So Rude” erinnern an die Zeit der Faces. Im Klassiker “I’m Ready” stechen die Saxophonisten George und Raymond Carless hervor. Ebenso glänzen Gitarrist Henry McCullough und Akkordeonspieler Charlie Hart bei “Kuschty Rye”. Die Band swingt und wirbelt mit Begeisterung durch ein suggestives “Rocket 69″, und Chuck Berrys “You Never Can Tell” ist ein Riesenspaß – je nachdem wie man es sieht – trotz oder wegen Ronnie Lanes kleinem textlichen Aussetzer.
Kurz nach seinem Rockpalast-Auftritt ging es Lane gesundheitlich sehr viel schlechter. Alle Freunde des populären und
humorvollen Briten waren geschockt. Im September 1983 sammelte eine All-Star-Band Geld für die Hilfsorganisation ARMS, die Ronnie Lane gründete, um bei der Erforschung dieser noch immer nicht vollständig erschlossenen Krankheit zu helfen. Eric Clapton, Jimmy Page, Jeff Beck, Steve Winwood, Bill Wyman, Charlie Watts, Kenney Jones und viele mehr spielten in der Royal Albert Hall um auf das Schicksal ihres Freundes und all den anderen aufmerksam zu machen, die von dieser Krankheit betroffen sind. Ronnie Lane war nur in der Lage für die Zugabe von “Goodnight Irene” auf die Bühne zu kommen.
Ein Jahr später zog der Musiker wegen des besseren Klimas nach Austin/Texas um. Danach war er nur noch selten auf der Bühne zu sehen. Am 4. Juni 1997 verstarb Ronnie Lane im Alter von 51 Jahren aufgrund einer Lungenentzündung in Trinidad/Colorado.
Somit verbleibt die Rockpalast-Aufnahme aus dem Jahr 1980 in Köln als ein einmaliges Livedokument dieses Ausnahmemusikers. “God bless us all” waren die letzten Worte die Ronnie Lane seinem Publikum mit auf den Weg nachhause gab. Als ehemaliges Mitglied der (Small) Faces wurde er im April 2012 posthum in die Rock ‘n’ Roll Hall of Fame aufgenommen.
Tracklisting:
1. Cat Melody (Rats Tales) 5:05
2. Flags And Banners 5:58
3. Annie Had A Baby 5:38
4. How Come 5:28
5. Debris 7:35
6. You're So Rude 3:32
7. I'm Ready 4:58
8. Lad's Got Money 5:36
9. Kutschy Rye 5:39
10. Rocket 69 5:39
11. Man Smart, Woman Smarter 5:38
12. You Never Can Tell 9:57
13. One For The Road 5:25