Blue Cheer

Live at Rockpalast - Bonn 2008


  • 2CD+DVD
  • Date : 31.03.2017
  • Package : 2CD+DVD Digipack
  • Running Time CD : CD1: 37:48 // CD2: 43:57
  • Running Time DVD : approx. 88 min
  • Video Format : NTSC / DVD 9
  • Audio Format : PCM Stereo
  • Picture Format : 16:9
  • Region Code: 0
  • FSK: 0

Blue Cheer – Live At Rockpalast – Bonn 2008

San Francisco 1968. Der Sommer der Liebe ist ins Land gezogen und die kalifornische Küstenstadt Ausgangspunkt und Hochburg der Hippie-Bewegung. Während Bands wie Jefferson Airplane oder The Grateful Dead die neue Lehre von Liebe und Frieden musikalisch eher als bewusstseinserweiternd introvertierten Trip interpretieren, gehen Blue Cheer – obgleich auch sie sich für ihren Bandnamen bei der Bezeichnung für ein LSD-Derivat bedienten – einen anderen und vor allem deutlich lauteren Weg.

So hatte ihr im Januar 1968 veröffentlichtes Debüt-Album, „Vincebus Eruptum“, mit der Blumenkinder-Bewegung dann auch nicht viel mehr gemein als denselben Wohnsitz. Von Bassist und Sänger Richard Allan „Dickie“ Peterson 1967 ins Leben gerufen, war die ursprünglich aus sechs Mitgliedern zusammengesetzte Gruppe schon bald auf ein Power-Trio, bestehend aus Schlagzeuger Paul Whaley und Gitarrist Leigh Stephens, eingedampft. Ein Gesundschrumpfungsprozess, an dem das seinerzeit von Jimi Hendrix erprobte Dreier-Bandgefüge nicht ganz unschuldig war.

Stilistisch fühlte sich die Band dem rauen Blues und Rock’n’Roll verpflichtet, den sie in ohrenbetäubender Lautstärke so urgewaltig, rumpelnd und bollernd inszenierten, wie bis dato niemand zuvor. Zehn Jahre nach Eddie Cochran landeten Blue Cheer mit ihrer Gitarrenverstärker-verschlingenden Fassung von dessen Erfolgsnummer „Summertime Blues“ einen echten Überraschungs-Hit. Dem Album „Vincebus Eruptum“, eine einzige eruptive Orgie aus rohen Rhythmen und kreischendem Feedback-Fiepen, sollte retrospektiv eine entscheidende Vorreiterrolle in der Evolution jenes noch ungeborenen Genres zugeschrieben werden, das später als Heavy Metal bekannt werden würde.

„Mit 19 Jahren waren wir weit davon entfernt zu realisieren, dass unsere Band einmal als Klassiker gehandelt würde“, erklärte Peterson vierzig Jahre später in einem Interview, „Uns war allerdings bewusst, dass wir Neuland betreten. Wir haben Sachen gemacht, die zu dieser Zeit niemand gemacht hat. Ob das da draußen akzeptiert werden würde oder nicht, konnten wir damals noch nicht wissen. Wir haben es gemacht, weil wir es wollten.“

Ihren Ruf als lärmende Innovatoren lösten Blue Cheer auch auf ihrem zweiten Album (und dem bereits letzten in der klassischen Besetzung mit Gitarrist Leigh Stephens) ein. Dass Teile der Session aufgrund des erhöhten Dezibel-Aufkommens als Außenaufnahmen am Pier 57 in Manhattan vollzogen werden mussten, erklärt den Albumtitel, „Outsideinside“, und wurde von Peterson später als Fakt bestätigt. Ein anderes, lange hartnäckig kolportiertes Gerücht, Blue Cheer hätten mit ihrem Lautstärke-Sturm einst einen anwesenden Hund in den Tod getrieben, gehört allerdings in die Märchenstunde der Rock’n’Roll-Mythen.

Trotz prominenter Fürsprecher wie etwa dem Doors-Sänger Jim Morrison konnte die Band mit ihrem zweiten Werk an den durchschlagenden Erfolg ihres Debüts nicht anknüpfen. Unter Petersons konstanter Führung, doch mit ansonsten wechselnder Besetzung, veröffentlichte man bis Anfang der Siebziger zwar noch vier weitere Alben, entfernte sich dabei aber immer weiter von der einstigen krachenden Kantigkeit.

1984 taten sich Peterson und Schlagzeuger Whaley nach dreizehnjähriger Schaffenspause für das Album „The Beast Is Back“ schließlich mit dem Gitarristen Tony Rainier zusammen. Dabei zollte diese Platte eher dem damaligen Heavy-Metal-Zeitgeist der Achtziger Tribut und somit Blue Cheers nachträglich attestierter Pionier-Patenschaft für diese Spielrichtung, als dass sie den grollenden Rocker-Geist der Gründertage repräsentierte.

Schon adäquater gestaltete sich darauffolgend in den Neunzigern, dass sich nun auch die Grunge-Bewegung auf Blue Cheer als wichtigen Einfluss besonnen hatte. Das zusammen mit Nirvana-Produzent Jack Endino eingespielte Album „Highlights And Lowlives“ (1990) verpasste Peterson, Whaley und ihrem neuen Gitarristen Duck MacDonald zumindest klanglich wieder den passenderen, bärbeißigen Biker-Blues-Rock-Anstrich.

Nach einem weiteren Album („Dining With The Sharks“) verbrachten Blue Cheer den überwiegenden Rest des Jahrzehnts im Dornröschenschlaf. Erst das angebrochene neue Jahrtausend sollte wieder stärker im Zeichen der Band stehen, was in erster Linie der neuen kontinuierlichen Live-Präsenz des Bandverbundes Peterson/ Whaley/ MacDonald geschuldet war. Nach langer Studioabstinenz ließ  Blue Cheers zehntes Album „What Doesn’t Kill You…“ im Jahre 2007 dann Fans und Kritiker sich gleichermaßen zu Begeisterungsstürmen hinreißen, und die Band konnte darauf an alte, ungestüme Großtaten anknüpfen.

Der am 11. April 2008 in der Bonner Harmonie aufgezeichnete Rockpalast gibt davon und von ihrer ungebrochenen Bühnenpräsenz ein spätes Zeugnis: Vom Blues-beseelten Mose-Allison-Cover „Parchment Farm“ des Debüt-Albums und dem Albert-King-Titel „The Hunter“ vom zweiten Album „Outsideinside“ über das scheppernde und schneidige Neumaterial von „What Doesn’t Kill You…“ („I’m Gonna Get To You“, „Rollin’ Dem Bones“) bis hin zu – natürlich – „Summertime Blues“ brillieren Blue Cheer in Bonn als donnerndes Dreigestirn.

Ein historischer Auftritt, denn gut anderthalb Jahre später erliegt Dickie Peterson am 12. Oktober 2009 in seiner Wahlheimat Deutschland im Alter von 63 Jahren seinem Krebsleiden und besiegelt damit das Ende von Blue Cheer. Ihr lautstarkes Vermächtnis wird jedoch noch lange nachhallen.

Frank Thießies, 2016


 

 

Tracklist:

CD1

  1. Babylon 06:07
  2. Parchment Farm 07:50
  3. I'm Gonna Get To You 08:03
  4. Rollin' Dem Bones 05:32
  5. Out Of Focus 05:43
  6. Just A Little Bit 04:33

Total: 37:48

 

CD2

  1. Malajusted Child 05:58
  2. Summertime Blues 07:11
  3. Doctor Please 25:08
  4. The Hunter 05:40

Total: 43:57

 

DVD

  1. Babylon 06:07
  2. Parchment Farm 07:50
  3. I'm Gonna Get To You 08:03
  4. Rollin' Dem Bones 05:32
  5. Out Of Focus 05:43
  6. Just A Little Bit 04:33
  7. Malajusted Child 05:58
  8. Summertime Blues 07:11
  9. Doctor Please 25:08
  10. The Hunter 05:40

Total: approx. 88 min


 

 Photos

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photos by Reinhard Näkel

 

 

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