Klaus Schulze – X
Re-Release des Klaus Schulze Klassikers „X“ (Erstveröffentlichung 1978).
Klaus Schulze über „X“:
Bei den musikalischen Biographien auf “X.” hätte auch Richard Wagner dabei sein können. Wagner steht mir besonders nahe, weil er für mich der Erste ist, der ein Gesamtkunstwerk geschaffen hat. Er hat zum Beispiel für eine Komposition ein eigenes Theater gefordert, in dem er das Orchester im Graben verschwinden lassen konnte. Darin sehe ich eine Analogie zum Synthesizer, wo das eigentliche Instrument auch hinter ein paar Knöpfen verschwindet – du hörst wahnsinnig viel, siehst aber kaum etwas. Aber Wagner war mir ein zu gewaltiges Thema, denn dann hätte “X.” mindestens ein Dreifachalbum werden müssen. Darum habe ich – außer mit Friedemann Bach – nur Schriftsteller genommen, die mich sehr beeinflusst und beschäftigt haben. Frank Herberts Roman “Der Wüstenplanet” war damals fast eine Bibel für mich! Ludwig II. von Bayern war natürlich kein Schriftsteller, aber sein Leben ist ja schon ein Roman.
Weil “X.” auch Filmmusik war (Barracuda), hatte ich das Budget, um mir ein Orchester zu leisten. Es war aber ganz schön heftig, diese Orchesterpartituren hinzukriegen. Ich kann zwar Noten schreiben – ich habe ja auch mal klassischen Gitarrenunterricht gehabt –, aber so eine Partitur zu schreiben, ist noch was anderes. Spielen können hätte ich das alles innerhalb von einem Tag, aber für die Partitur habe ich 4 Wochen gebraucht. Dabei hat mir Wolfgang Tiepold, der Cellist, sehr geholfen. Denn so fit war ich nicht, um sagen zu können, ob eine Violine überhaupt spielen kann, was ich da aufgeschrieben hatte. Im Mittelteil von “Ludwig II.” haben wir für diese Wiederholungen eine Bandschleife machen müssen, die quer durchs Studio und durch die Küche ging und die wir dann geloopt haben. Denn den Musikern ist bei dem Versuch, die Passage etwa 15 Minuten lang live zu spielen, die Violine aus der Hand gefallen. Die Bandschleife war natürlich – typisch für meine Kompositionen! – 20 Meter lang, hahaha.
Der Bonustrack “Objet d’Louis” ist eine Live-Version von “Ludwig II.” mit vollem Orchester. Ich habe das 1978 gemacht, weil ich mal hören wollte, wie das Stück auf einer Bühne mit Orchester klingt. Ich war auf einer Tour, wo ich auch den “Ludwig” gespielt habe, und in Belgien ergab sich die Gelegenheit, es in dieser Form aufzuführen. Ein Radiosender wollte das Konzert live übertragen, und da habe ich gefragt, ob wir das nicht mit einem Orchester machen können. Dann hat Tiepold mit dem Orchester ein bisschen geprobt, und am Abend haben wir es gespielt, und es wurde live gesendet. Jetzt kann man es auf der CD nochmal hören.
Tracklist:
CD 1:
1. Friedrich Nietzsche 24:50
2. Georg Trakl 26:04
3. Frank Herbert 10:51
4. Friedemann Bach 18:00
CD 1 total: 79:45
CD 2:
1. Ludwig II von Bayern 28:39
2. Heinrich von Kleist 29:32
Bonustrack:
3. Objet D’Louis 21:32
CD 2 total: 79:43